Über 135 Jahre 1. Große K.G. „ klein – aff „ 1883 e.V.
so schnell vergeht die Zeit, da ist man paff.
135 Jahre klein- aff darüber freuen wir uns heute,
denn in den ältesten Aufzeichnungen im Stadtarchiv in Werden ist zu lesen, dass
klein af im Jahre 1883 bereits vier Gala- Damensitzungen veranstaltete.
Gala – Damensitzung hieß im Gegensatz zu heutigen Hausfrauensitzungen nichts
anderes, als das die Damen zu der Sitzung, die eigentlich Männersache war, zugelassen
waren. Wenn wir auch das Gründungsjahr nicht genau kennen, so wissen wir jedoch
sicher, wie es zur Namensgebung unserer Gesellschaft kam.
In dem damals bäuerlichen Stadtteil Borbeck gab es
bereits eine Gesellschaft mit dem Namen Piel op, was soviel heißt wie
steil bergauf und so war sich der Stammtisch bei „ Moder Spinnrad" (Gaststätte
Schöller) schnell einig, dann machen wir es kurz ab „ sprich klein af."
Die Mitglieder des Stammtisches und damit Vereinsgründer waren: Franz Wilms,
Phillip Hülsebusch, Heinrich Mellis, Heinrich Ortmann, Johann Buschmann, Tante
Dütta und Heinrich Schöller.Tante Dütta, der wirkliche Vorname ist mir nicht
bekannt, war die Mutter von Max Schöller, die bis ca. 1927 das im Jahr 1844
errichtete und 1909 schon einmal Raub der Flammen gewordene und neu errichtete
Vereinslokal „ Moder Spinnrad „bewirtete und danach Ihrem Sohn das Erbe
übertrug. Nachdem der Verein nun gegründet, musste natürlich auch eine
Vereinskluft her. Da Glanz und Glimmer von heute damals nicht bezahlbar, nicht
zu bekommen und unzweckmäßig war, entschied man sich für die Kleidung der
westfälischen Leineweber ( Kiepenkerle). Das heißt, man trug als Oberteil ein
blaues Kittelhemd ,ein buntes Halstuch zusammengehalten mit einer durchbohrten
Kartoffel, sowie Holzschuhe im Volksmund Klotschen als Fußbekleidung ,dazu eine
gestrickte Zipfelmütze. Die Paginnen waren damals bekleidet mit wadenlangen
gestreiftem Rock, Trägerbustier, weißer Bluse, buntes Kopftuch in den Farben der
Halstücher, Ringelsocken und Klotschen, die typische Kleidung der Melk- oder
Bauernmagd. An den Sonntagen, was demnächst vielleicht wiederkommt (denn damals
wurde samstags noch gearbeitet und heute in den Geschäften
schon wieder ) zwischen Januar und Aschermittwoch wurden die närrischen
Sitzungen abgehalten, die bei den Weidkämpern großen Anklang fanden.
Fremde erhielten Eintritt zu den Sitzungen durch
Erwerb einer Narrenkappe, die am Eingang verkauft wurden.
Selbst nach dem zweiten Weltkrieg war es bei klein aff
noch üblich, dass an der Kasse allerdings zu dem Eintrittsgeld
Narrenkappen verkauft wurden. Denn ich erinnere mich, dass meine Eltern, diese
nach den Sitzungen mitbrachten und wir diese zum spielen bekamen. Den Höhepunkt der Karnevalszeit bildeten jeweils der
Preismaskenball am Fastnachtsdienstag und die Beerdigung des Weingottes Bacchus
am Aschermittwoch. Aus Aufzeichnungen ist bekannt, dass die
Bacchus Beerdigungen urwüchsig waren und von gesundem Humor der Väter kündeten.
So wurde in den Anfangsjahren der Trauerzug vom „ langen Körntgen" angeführt, der
sich im roten Frack und langen Stulpenstiefeln präsentierte. Dank der Initiative und Unterstützung der
Geschäftsleute Gebr. Dammann, Otto Bohmert, Ernst Kaths, Johann Kerkmann und
Franz Schmidt nahm die Gesellschaft einen beachtlichen Aufschwung. Der erste Weltkrieg unterbrach die Arbeit für Jahre,
dann ging es wieder bergauf, um mit dem zweiten Weltkrieg um so tiefer zu
sinken.
Es ist nicht bekannt, ob die Gesellschaft
1928 am ersten Essener Rosenmontagszug teilnahm. Sicher ist, dass die Gesellschaft nach dem Krieg,
als wieder regelmäßig Rosenmontagszüge stattfanden, sich immer mit
Gesellschaftswagen und Motivwagen an den Umzügen beteiligte. Einmal oben, einmal unten, so ist es nun mal im Leben.
Bomben vernichteten die traditionelle Tagungsstätte und raubten der Gesellschaft
das gesamte Inventar. Viele Mitglieder kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück.
Der erste zaghafte Versuch das Vereinsleben wieder in Schwung zu bringen,
erfolgte im Jahr 1946 im Hause Max Schöller. Richtig in Schwung kam das
Vereinsleben erst im Jahr 1950, als die Geschäftsleute Willi Hohmann, Johann Pöllen, Heinrich Lorey, August Schweitzer, Hermann Schwedtmann, Anton Josten,
Heinrich Böddeling, Josef Bolte, Theo Weber, und Max Schöller wieder Narren um
sich versammelten.
Schalk und Humor in Wort und Lied
Dat es op´m Weidkamp olle Tied
Es ist das Motto der immer jungen, alten Gesellschaft
auch für die weitere Zukunft.
Ab 1970 beschließt die Gesellschaft pünktlich zum
11.11., den Hoppeditz mit großem Bohai aufzuwecken.
1973 wurde die Gemeinschaft Groß Borbecker Karneval
gegründet, zu deren Mitbegründer klein aff gehörte. Es schlossen sich die Böse
Borbecker Buben, Fidele Frintroper, Frintroper Schelme, K.G.Schönnebeck,
K.G.Schultenbusch und unsere Gesellschaft zur heutigen Gemeinschaft zusammen, um
unabhängig der eigenen Brauchtumspflege, größere Veranstaltungen für Borbeck durchzuführen. So führt die Gemeinschaft heute noch
erfolgreich den KIKABO Kinderkarneval Borbeck durch. 1979 stellt die Gesellschaft erstmals einen Prinzen,
nämlich Kinderprinz Wolfgang I. ( Hollmann ) zusammen mit der Prinzessin Iris
I.(Lünnemann) von den Bösen Borbecker Buben. 1983 feiert die Gesellschaft das 100- jährige Jubiläum,
das seinen Auftakt mit einem Empfang bei Don-Bosco hat, wo ca. 200 geladene
Gäste kostenlos am Buffet bewirtet und die Getränke zu Preisen der Gründerzeit
ausgegeben wurden.
Die K.G. Blaue Jungs aus Kappellen vom Niederrhein
brachten zum Entsetzen des Präsidenten als Geschenk ein lebendes Schwein von 150
Pfund mit, als Revanche für närrische Neckereien, die ich zuvor im Namen unserer
Gesellschaft in Kapellen überreichte.
Im Januar erfolgt dann die große Jubiläumssitzung in der neu eröffneten Dampf-Bier Brauerei im 650 Personen fassenden großen Saal, der wie sich herausstellte noch zu klein war für diese Veranstaltung.
In den Folgejahren wurde die Dampf-Bier-Brauerei unser
Veranstaltungs-Zuhause. Der Ehrenabend, die Auftaktsitzung und die Damensitzung
wurde von Mellis nach Schraven heute Stolper verlegt. Die Gesellschaft beschließt in Absprache mit dem
Pflegepersonal den Altennachmittag von Mellis ins Altenheim Schilfstr. zu
verlegen, da für viele der Senioren der Weg nach Mellis zu beschwerlich ist. Wir erhielten von unserem Ehrensenator Karl Heinz
Göken eine Halle zur Verfügung gestellt für den Bau der Rosenmontagswagen, so
dass wir nicht mehr im Freien bei Sprenker und Gravius bauen mussten.
Nach 11 Jahren, die Zeit war im Flug vergangen,
war das
nächste närrische Jubiläum: 111 Jahre klein-aff! Dieses mal gab es einen großen Jubiläumsempfang in der Dampf-Bier
Brauerei.
Auf der großen Gala- Sitzung am Karnevalssamstag gab
ich unserem Publikum meinen Rücktritt bekannt. Als ich beim Amtsantritt 18
Jahren zuvor gefragt wurde, wann hörst Du wieder auf habe ich gesagt: "wenn ich im
weißen Frack erscheine". Das 18 Jahre daraus wurden, bis ich mir einen Frack zulegte,
hätte ich zum damaligen Zeitpunkt nicht gedacht. An diesem Abend trug ich einen
weißen Frack.
Am Ehrenabend am 19.11.1994, offizielle Amts- u.
Zepter Übergabe an den Vice-Präsidenten Ulrich Bohn, der von nun an das
Narrenschiff als Präsident führen sollte.
1995/96 stellt unsere Gesellschaft erstmals in der Vereinsgeschichte das Stadtprinzenpaar. Als Ehrenpräsident und Ehrendame beschließen meine Frau und ich, die Farben unserer Gesellschaft und der Stadt Essen als Prinzenpaar zu vertreten.
Als "Seine Tollität Prinz Günter I. und Ihre
Lieblichkeit Prinzessin Assindia Hildegard I." wurden wir im Januar im Saalbau
inthronisiert.
Getreu dem sozialen Engagement unserer Gesellschaft
verzichteten wir auf Sach- und Blumengeschenke und stifteten die Geldspenden für
die Kinderkardiologie im Klinikum Essen. Dank der Unterstützung aller Essener
Gesellschaften und Närrinnen und Narren konnten wir einen fünfstelligen Betrag
zur Anschaffung medizinischer Geräte dem Klinikum übergeben.
In den nächsten 2 Jahren veranstaltete unsere Gesellschaft Fußball- Turniere für den gleichen Zweck, da noch weitere Gelder benötigt wurden. Im Jahr 98/99, der Bann scheint gebrochen, erneut ein Kinderprinzenpaar aus klein aff Thorsten I. (Bohn) und Mareike I. (Schröder)1999/2000 zur großen Freude und Überraschung stellt klein aff erneut den Stadtprinzen.
Günter Usinger wird als Seine Tollität Günter II.
mit der Prinzessin Assindia Veronika I. von der Narretei Kray unsere und die
Farben der Narretei Kray sowie der Stadt Essen vertreten.
2001 Ulrich Bohn legt sein Amt als Präsident nach 6 Jahren überraschend (ohne
Begründung nach Neuwahl des 1. Vorsitzenden) zum Bedauern der Gesellschaft nieder und
von den Mitgliedern wird Hans Günter Usinger zum Präsidenten gewählt.
2004. Die Gesellschaft feiert den 11
x 11 Geburtstag,
beginnend mit einem Empfang in der Gaststätte Zeche Levin. Unsere Paginnen gekleidet wie zur Gründerzeit im Ballkleid und der
Kellner in der Garderobe unserer ersten Kluft (Blaukittel buntes Halstuch
Strickmütze. Nur auf die Holzschuhe haben wir aus Unfallschutzgründen
verzichtet) reichten unseren Gästen Köstlichkeiten aus der Küche und Bier vom
Fass.
2009 wieder sind fünf Jahre um, legt
Hans Günter Usinger sein Amt als Präsident nieder und die Gesellschaft wählt unseren jüngsten Präsidenten Heiko Henn, der
das Amt zu unserem großen Bedauern nach einer Session wieder zur Disposition
stellte.
Es folgten dann die anfangs schon erwähnten schnellen
Präsidentenwechsel.
Im Jahr 2007 beschließt die Gesellschaft, künftig auch Damen als ordentliche Mitglieder aufzunehmen. Man muss wissen, bis dahin war „klein aff" die letzte Gesellschaft in Essen, die gewachsen aus alten Traditionen nur aus Männern bestand. Somit hat sich die Gesellschaft nach 125 Jahren den heutigen Gegebenheiten angepasst, getreu dem Motto: Traditionen bewahren, aber nicht den Blick für die heutige Zeit verlieren. Leider geht von den Traditionen immer mehr verloren. Die Vereinsgaststätte Haus Schöller ist und wird auch in Zukunft nicht mehr Bewirtschaftet, Motivwagen für den Rosenmontagszug werden nicht mehr gebaut, der Umzug mit dem Bacchus am Aschermittwoch durch Borbeck mit dem traditionellen Wurst sammeln findet nicht mehr statt. Die Säle Mellis und Kerger und Zeche Levin, stehen nicht mehr zur Verfügung. Keine Fußballturniere zu Gunsten von Behindertenheime. Keine Ganztagsausflüge mit behinderten Kindern. Die GeBoKa (Gemeinschaft Borbecker Karneval) wurde nach 42 Jahren Bestand im Jahr 2015 aufgelöst. Somit findet auch der KiKaBo (KinderKarnevalBorbeck) Umzug nicht mehr statt. Kein Hoppedizerwachen mehr auf dem Borbecker Markt Der Vorstand beschließt 2018 die Gala Sitzung von der Dampfbierbrauerei nach Zeche Levin zu verlegen.(Zeche Levin schließt Dez.2019) Unsere Veranstaltungen finden in Zukunft im Shloß-Borbeck statt.Unser Büttenmarsch wird nicht mehr gespielt, unser Vereinslied nicht mehr gesungen.Der stark verkleinerte "Elferrat" besteht in der Session 2020 nur noch aus 4 Damen und 3 Herren der Gesellschaft.So geht ein wertvolles Stück Kulturgut und soziales Engagement Stück für Stück verloren. Mit über 60 Jahren aktiver Mitgliedschaft bin ich stolz mehr als die Hälfte der Vereinsgeschichte mitgestaltet zu haben (wärend der beiden Weltkriege ruhte das Vereinsleben) und traurig zu sehen, dass das Duchschnittsalter der Mitglieder ständig steigt. Ich kann nur jungen Mitbürgern zurufen, werden Sie Mitglied und fördern und pflegen sie eine bald 150 jährige Tradition und Vereinsgeschichte von "klein-aff" im Kreis fröhlicher Närrinen und Narren.